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Stuttgarter Verein "aus:sicht"

Von Inga Ehret

Während die anderen Kinder durch den Garten toben, sitzen Nico, Andreas und Murat mucksmäuschenstill. Zusammen mit Sigbert Schäfer vom Stuttgarter Verein "aus:sicht" lauschen sie den Geräuschen des Hörmemorys und versuchen durch Schütteln herauszufinden, welche Materialien sich in kleinen befüllten Dosen verstecken.

Jugendamtsmitarbeiterin Dana Odrich hat das Ferienprogramm "Mit den Händen sehen" zusammen mit Mitgliedern der Initiative "aus:sicht", die sich für die Integration blinder und sehbehinderter Menschen einsetzt,ins Leben gerufen. "Unser Ziel war, den Kindern zu zeigen, wie wichtig unsere Sinneswahrnehmungen für das alltägliche Leben sind und was passiert, wenn einer unserer Sinne nicht mehr zur Verfügung steht", erzählt Dana Odrich.

Hilfe bei der Umsetzung hat sie sich dabei von Naturpädagogin Mareike Geske geholt. Sie hat einen Sinnesparcours gestaltet. An vier Stationen lernen die Kinder zu fühlen, zu tasten, zu hören und zu riechen, ohne dabei ihre Augen einzusetzen. An Fühlkästen ertasten sie die Beschaffenheit von Holz, Steinen und Stroh oder erraten deren Klang beim Hörmemory. Alle Wahrnehmungen auszuschalten, sich nur auf einen Reiz zu verlassen, kann viel Konzentration erfordern. Dabei werden sie von sehbehinderten Menschen wie Sigbert Schäfer betreut. "Als Blinder lernt man das fehlende Sehvermögen zu kompensieren. Diese Fähigkeit wollen wir auch den Kindern vermitteln", sagt er.

Doch die Teilnehmer sollen sich nicht nur auf die Suche nach den Sinnen begeben. "Es ist wichtig, Barrieren abzubauen und Hilfestellung zu geben, wie Kinder im Umgang mit blinden Menschen sicherer werden können", sagt Barbara Antonin vom Verein aus:sicht. "Dabei gilt es zu lernen, auf andere angewiesen zu sein und Vertrauen zu haben." Neben dem Sinnesparcours konnten die Kinder aber auch andere Erfahrungen sammeln. Mit verbundenen Augen haben sie sich gegenseitig, nur durch Anweisungen geleitet, durch den Garten der Ökostation geführt. "Angst, sich völlig auf jemand anderen einzulassen, hatten wir dabei nicht", erzählen Bianca und ihr Bruder Andreas.

Auch Sigbert Schäfer kann das bestätigen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Kinder viel unvoreingenommener und ohne Hemmschwelle mit seiner Behinderung umgehen, Fragen stellen und Interesse zeigen. "Anfangs waren sie etwas schüchtern, das hat sich aber schnell gelegt", freut er sich.

Auch Maria Frank hat die Arbeit mit den Kindern viel Spaß gemacht. "Nach meiner Erblindung habe ich selbst wieder angefangen, wie ein Kind zu lernen. Diese Erfahrung möchte ich weitergeben", erzählt sie.

Der Sinnesparcours ist jedoch nur ein Teil des Ferienprogramms. Am Mittwoch besuchen die 17 Teilnehmer mit Dana Odrich und ihren Betreuern Blinde am Arbeitsplatz, beschäftigen sich mit der Braille-Schrift und erfahren, wie sich sehbehinderte Menschen im Alltag zurechtfinden. Im Sinnesgarten der Ökostation Wartberg lernen Kinder in Zusammenarbeit mit Blinden, ihre Sinneswahrnehmung zu schulen.

Debatte um die Darstellung der Wahrnehmung


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aktualisiert am 22.09.2008