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Elektronischer Blindenhund

Am 15.03.2006 berichtete Spiegel Online:

Ein frischgebackener Industriedesigner hat bei der Cebit für ein ungewöhnliches Projekt einen Designpreis bekommen: Er entwickelte einen elektronischen Ersatz für Blindenführhunde. Das System erlaubt sicheres Navigieren im Freien, per Sensor und GPS.

Für viele Blinde und Sehbehinderte gibt es nur zwei Möglichkeiten: Sich einem ausgebildeten Führhund anvertrauen - oder zu Hause bleiben. Gerade die Navigation in lauten und räumlich komplexen Großstadtumgebungen kann für Menschen, die nicht sehen können, zur gefährlichen und mühseligen Odyssee werden. Routen müssen auswendig gelernt, die Umgebung mit dem Gehör ergründet werden - das heißt Wind, Regen oder eine schlichte Erkältung können die Orientierung bereits schwierig machen.

Ein Hund aber, und sei er noch so gut ausgebildet, bringt viele Probleme mit sich. "Neben den immensen Kosten, die von der Krankenkasse nicht mehr selbstverständlich übernommen werden, bedeutet ein Hund viel Verantwortung, die vor allem ältere Blinde nicht übernehmen wollen", erklärt der Industriedesigner Sebastian Ritzler. Zudem seien gerade Berufstätige kaum in der Lage, einem Tier ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken - und ein Führhund muss kontinuierlich weitertrainiert werden, damit er seine anspruchsvolle Aufgabe nicht verlernt. Außerdem wird ein Hund müde - mehr als zwei Stunden kann er in städtischer Umgebung nicht konzentriert führen, sagt Ritzler.

Ritzler hat sich mit Blinden und Sehbehinderten unterhalten, hat sich ihre Sorgen und Probleme angehört - und kam zu dem Schluss, dass dem Problem mit modernster Technologie beizukommen sein müsste. Er entwickelte "MYGO", ein autonomes System, das blinden Menschen durch eine aktive und dynamische Führung vor allem in der Stadt die Fortbewegung erleichtern soll. "MYGO" ist gewissermaßen ein Blindenstock fürs 21. Jahrhundert. Bei der Cebit wurde Ritzler dafür mit dem "Dyson Innovation Award 2006" belohnt, mit dem der Staubsaugerhersteller alltagstaugliche aber ungewöhnliche Gestaltungsideen fördern will.

Das System besitzt neben einer optischen Sensorik eine ständige GPS-gestützte Standortbestimmung und einen digitalen Kompass. "Mygo ist ein autonomes System, das nicht als Ergänzung zum Blindenführhund verstanden werden soll, sondern diesen vollständig ersetzt", sagt Ritzler. Eine eingebaute Spezialkamera liefert 3D-Daten in Echtzeit an den eingebauten Rechner, so dass das System auf statische und dynamische Hindernisse reagieren kann. Das Interface funktioniert sowohl taktil, über den Griff des Stabes, als auch auditiv über ein Headset.


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aktualisiert am 05.07.2012